top of page

Viktor Platzer

Alter: 31 Jahre
Aussehen: schwarze Haare, braune Augen, kräftig gebaut
Größe: 1,76 m
Schwerpunkt: Fahren & Distanz
Privatpferde: keins

 

Trainingspferde: 1er Gespanne (Schneeprinz), (Lucky Luke)

Distanz: Julcha, Numa, Ajriya

 

 

Wichtige Erfolge:

keine

Viktor ist niemand, der sich in den Vordergrund drängt, deshalb kann es manchmal ein wenig dauern, bis man ihn kennenlernt. Er übt sich gern in vornehmer Zurückhaltung, beobachtet und denkt sich seinen Teil, ohne sich einzumischen. Am liebsten verlässt er sich auf sich selbst und auf seine Pferde und nicht zu sehr auf andere Menschen, was aber keineswegs bedeutet, dass er nicht gern in Gesellschaft ist. Er ist gewissenhaft und vernünftig, aber vielleicht nicht unbedingt der erste, der sich nach dem Befinden oder den Problemen anderer erkundigt. Wenn man davon absieht, ist er jedoch ein sehr umgänglicher Typ. Bei der Arbeit mit Pferden ist er stets motiviert und geht mit viel Euphorie ins tägliche Training, die sich oft auch auf die Pferde überträgt. Er ist ein Organisationstalent und hat ein unglaublich gutes Gedächtnis - was von Vorteil ist, wenn er sich seine ausgeklügelten Trainingspläne pro Pferd merken kann, ohne sie je aufschreiben zu müssen, aber ein Nachteil, wenn er nicht vergisst, wer sich wann wie oft was von ihm ausgeborgt und nicht zurückgegeben hat. Zwar ist Viktor eigentlich nicht nachtragend, er hat aber ein Talent dafür, längst vergessene Geschichten zu den unmöglichsten Zeitpunkten wieder in Erinnerung zu rufen. Alles merkt er sich dann aber auch nicht und insbesondere wenn ihm jemand sein Leid klagt, schaltet er oft auf Durchzug und hört gar nicht erst zu. In Beziehungen wird diese Eigenschaft oft als purer Egoismus ausgelegt und führt nicht selten zu Problemen. Für weitere Probleme sorgen seine Ex-Frau, die ihm kein Glück zu gönnen scheint, und seine Tochter, die keine andere Frau im Leben ihres Papas duldet. Trotz allem ist Viktor aber überraschend ausgeglichen und käme nicht auf die Idee, sich bei irgendjemandem auszuheulen. Im Gegenteil, eigentlich ist er fast immer gut gelaunt und scherzt auch gerne mit Freunden und Bekannten und wenn ihm ein Gesprächspartner auf die Nerven geht, wird er nicht etwa ausfallend, sondern bricht die Konversation einfach ab und lässt sein Gegenüber wortlos stehen. Dann führt sein Weg auch meist zu den Pferden, denn nirgendwo kann er besser entspannen als bei einem langen Ausritt. Sein Freundeskreis besteht dementsprechend aus Personen, die ihn gut kennen und einschätzen können und ihm auch nicht übel nehmen, wenn er einmal die Gesellschaft von Pferden der von Menschen vorzieht.

Viktor wurde als zweiter Sohn einer Lehrerfamilie in Rabenitz geboren und stand lange Zeit im Schatten seines älteren Bruders. Der war zu Viktors Geburt bereits acht Jahre alt und galt weithin als Wunderkind. Im Gegensatz dazu lernte Viktor weder besonders früh zu gehen, noch zu sprechen und lesen konnte er auch nicht, bevor er in die Schule kam. Seine Eltern bemühten sich, keines der Kinder zu bevorzugen, kamen aber nicht umhin, dem Älteren der beiden mehr Förderung zukommen zu lassen, um seine Talente noch weiter auszubauen. Viktor war ein stilles Kind, das wenig Zeit mit seinem Bruder verbrachte, weil der von einem Wissenschaftscamp zum nächsten fuhr und viel Zeit in die Schul-AGs steckte. Erst als der jüngere Platzer sechs Jahre alt war und in der Schule seine neue beste Freundin kennenlernte, taute er merklich auf. Karin Laukkanen wohnte direkt neben einer kleinen Reitschule, bei der sie schon seit zwei Jahren Unterricht nahm. Als sie Viktor zu ihrem siebten Geburtstag einlud, saß er das erste Mal auf einem Pony und war hin und weg.
Die Eltern waren so erleichtert, eine Beschäftigung für Viktor gefunden zu haben, dass sie ihm die Reitstunden bereitwillig finanzierten und seine Reitlehrer waren begeistert von seinen Fortschritten, Karin dagegen war ein wenig sauer, dass er sie als beste Reiterin im Stall bald auszustechen begann. Was niemand wusste, war aber, dass Viktor nicht so ein Naturtalent war, wie alle vermuteten. Stattdessen verbrachte er sehr viel Zeit mit Recherchen, anchdem er bermerkt hatte, dass er in der Reitschule nicht so reiten lernen würde wie es die Menschen in den Fernsehübertragungen der großen Turniere taten. Er steckte sehr viel Energie in seine Nachforschungen und probierte alles aus, was er las, um sich dann die Dinge zu merken, die zu Erfolg führten. Nachdem er in seinen täglichen Reitstunden - stets beaufsichtigt, aber oft ohne Anweisungen - begann, den Pferden die eine oder andere Lektion überhaupt erst beizubringen, nahm man an, er äre sattelfest genug, um auch die schwierigen Fälle Korrektur zu reiten. Und schwierige Fälle gab es in dieser Reitschule genug, nachdem die beiden Reitlehrer wenig Ahnung vom Unterrichten hatten und selbst zu viel Gewicht auf die Waage brachten, um die zierlichen Ponys Korrektur zu reiten. Bald stellte sich jedoch heraus, dass sich Sattelfestigkeit nicht aus Büchern lernen ließ und nachdem der Junge im laufe der Jahre mehrmals einige Wochen auf seine Reitstunden verzichten musste, weil er nach einem Sturz wieder einmal einen Gips tragen musste, war er mit zwölf Jahren endlich bereit, die Reitschule hinter sich zu lassen.
Stattdessen fand er etwas weiter entfernt eine Reit- und Fahrschule mit zertifizierten Ausbildern, bei der er sich vorstellte. In den ersten Reitstunden geriet er mit dem recht strengen Reitlehrer jedoch heftig aneinander, da Viktor nicht einsah, sich auf einmal etwas von einem Erwachsenen sagen zu lassen, wo er sich doch bisher auch alles selbst beigebracht hatte. Nach einem Gespräch mit seinen Eltern einigte man sich darauf, Viktor zunächst ein paar Fahrstunden zu geben. Der Plan ging auf: Da er keinerlei Ahnung von dieser neuen Disziplin hatte, konnte er seinem Lehrer auch nicht widersprechen und er fand sehr schnell Gefallen an gemütlichen Ausfahrten und rasanten Trainingseinheiten. Zudem verstand er sich überraschend gut mit seinem Fahrlehrer, deutlich besser als mit dessen Lebensgefährten, der für die Reiter verantwortlich war. So kam es dazu, dass er immer wieder als Beifahrer aufs Turnier mitfahren durfte und ehe er sich versah, durfte er sein erstes eigenes Turnier fahren.
Kaum hatte er sich in den Ergebnislisten der neuen Disziplin etabliert, erschien Karin wieder auf der Bildfläche. DIe Freundschaft hatte unter Viktors Reiterfolgen stark gelitten, doch jetzt, wo er keine Konkurrenz mehr darstellte und stattdessen in einem anderen Gebiet erfolgreich zu werden begann, war er plötzlich wesentlich interessanter. Karin hatte inzwischen ein eigenes Pony, mit dem sie Springturniere bestritt. Die beiden begannen eine Beziehung, als Viktor 15 war und wurden nach der Schule beide in Viktors Reitstall als Auszubildende aufgenommen - Karin in der Spring- und Viktor in der Fahrsparte.
Die Beziehung verlief auch dann noch überraschend gut, als sie zusammen in eine Wohnung am Reiterhof zogen, obwohl jeder Außenstehende der Meinung war, dass sie überhaupt nicht zusammenpassten. Sie verstanden es jedoch auch sehr gut, sich unabhängig voneinander zu beschäftigen. Viktor war hierbei besonders talentiert. Lange hatte er nach Möglichkeiten gesucht, die Pferde abseits der Kutsche auszulasten, nachdem er dem Dressurreiten abgeschworen hatte und schließlich entdeckte er das Wanderreiten für sich. Wenn er nicht trainieren musste, war er gern einen ganzen Tag mit einem oder mehreren seiner Trainingspferde im Gelände und genoss dort die Ruhe. Es war die Idee seiner Vorgesetzten, dies ebenfalls auf ein wettkampffähiges Niveau zu heben und seine Fahrpferde auf kurzen Distanzritten vorzustellen. Dieses Unterfangen war von so viel Erfolg gekrönt, dass man bald eigene Pferde für den Distanzsport anschaffte. Durch seine geringe Größe machte Viktor trotz kräftigen Körperbaus selbst auf den Vollblutarabern keine schlechte Figur. Während er jedoch in der neuen Disziplin Fuß fasste, bekam Karin gesundheitliche Probleme. Die niederschmetternde Diagnose leitete das Ende der Beziehung ein: Karins Knie erlaubten es ihr nicht länger, den Reitsport professionell zu betreiben. Wenn sie es aber nicht richtig machen konnte, wollte sie es gar nicht mehr machen, schob ihr Pony zu ihrem kleinen Bruder ab und verlangte von Viktor, dass sie sich eine neue Wohnung suchten.
Von da an musste Viktor täglich eine Stunde zur Arbeit fahren und sich, wenn er nach Hause kam, die Klagen seiner Freundin anhören. Lange hätte es nicht mehr gedauert, bis er das Handtuch geworfen hätte, wäre Karin nicht schwanger geworden. Pflichtbewusst machte er ihr einen Antrag und sie heirateten in der 32. Schwangerschaftswoche in einer kleinen Zeremonie, bei der Karins Bruder Mika Viktors Trauzeuge war. Obwohl Karin das so bestimmt hatte, stellte sich heraus, dass Mika und Viktor mehr gemeinsam hatten, als man vermuten mochte. Die beiden blieben in Kontakt, als Viktor sich zwar Jahre nach der Geburt seiner Tochter Lina endgültig von seiner Frau trennte. Zuvor hatte er jedoch noch einiges versucht, um Frau und Kind bei Laune zu halten. Einer seiner Versuche beinhaltete das Erlenen von Zaubertricks, was die Familie zumindest kurzzeitig erheitern konnte und bei gemeinsamen Zaubershowabenden im Wohnzimmer, bei denen Karin und Lina seine "bezaubernden Assistentinnen" waren, entstand der trügerische Schein einer Familienidylle. Irgendwann wurden die Damen des Hauses die Illusionen allerdings leid - nicht so Viktor, der bis heute in seiner Freizeit an seinen Zaubertricks feilt oder sich neue ausdenkt.
Schweren Herzens verließ er auch seinen Heimatstall, um etwas von der Welt zu sehen und verirrte sich mit 24 Jahren bis nach Niemelow in Sandefeld, wo er als Distanztrainer eine Anstellung fand. Jedes zweite Wochenende hatte er seine Tochter zu Besuch, die versprach, ein schwieriges Kind zu werden und seine Freunde zuhause in Rabenitz, sein ehemaliger Schwager und auch seine neuen Freunde an seiner neuen Arbeitsstelle waren ratlos, wie er so gelassen bleiben konnte, wenn seine Ex-Frau oder seine Tochter einen ihrer Anfälle hatten. Erklären konnte Viktor das auch nicht, doch seine einzige Sorge war, dass er sich nicht im Fahrsport betätigen konnte. Das Familienleben war nichts, worüber er sich den Kopf zerbrach, zumal er auch nur halbherzige Versuche machte, eine neue Beziehung einzugehen. Obwohl er seinem Arbeitgeber treu blieb, besuchte er immer wieder andere Ställe, um sich dort eine Kutsche auszuborgen oder an einem Lehrgang teilzunehmen, um nicht aus der Übung zu kommen und all die Zeit hielt er Ausschau nach einem Stall, der nicht in Rabenitz war, ihm aber die Möglichkeit bot, seine beiden Passionen im Pferdesport zu vereinen.

Bild von Bob Langrish

bottom of page